Mittwoch, 30. März 2016

Ostern in Rom

"Was willst du? Zu Ostern nach Rom? Wahnsinn; wie kann man sich das antun?!"
Das waren die Reaktionen auf meine Reisepläne, und sie kamen durchaus auch von Romkennern. Als ich einen von ihnen zaghaft nach seinen Erfahrungen fragte, kam es zurück:
Ich? Zu Ostern nach Rom? Aber nie im Leben!"
Aaaah ja.

Nun, der Wahnsinn war gebucht und "musste" durchgezogen werden, und ich war gelassen genug, es einfach auf mich zukommen zu lassen. Auf ging's im strömenden Regen des Karfreitagmorgen zum Kölner Flughafen.


Ich war früh unterwegs, denn in der augenblicklichen Situation war gewarnt worden, die Security Checks am Flughafen könnten lange dauern und man solle zusätzliche Zeit mitbringen. So wurde ich denn auch bei der Gepäckaufgabe ermahnt, nur gleich zum Check zu gehen, denn dort sei die Hölle los. Na, das passt ja, wenn man nach Rom reist.

Am entsprechenden Gate aber die großen Augen: Plötzlich sprang die Abflugzeit von 13 Uhr auf 15 Uhr! Hoffentlich ein Irrtum? Doch dann machte auch mein Handy "Pling" und eine SMS benachrichtige mich über die... räusper... veränderte Flugzeit. Unser Flieger war nicht nur noch gar nicht da, er war tatsächlich noch nicht einmal in Süddeutschland abgeflogen. Eurowings verteilte Gutscheine für Snacks und Getränke in den umliegenden Restaurants, und ich lernte den Kölner Flughafen besser kennen, als man es sich wünschen würde.

Der herrliche Sonnenschein, mit dem uns Rom am frühen Abend noch begrüßte, entschädigte für die Wartezeiten. Was um aller Welt hatte mich nur geritten, Schal und Winterjacke nach Rom mitzunehmen? Nur gut, dass eine einfache Strickjacke im Koffer auf mich wartete.

Auf zum Hotel, Koffer ins Zimmer werfen, und ab dafür! Um 21:15 würde der Kreuzweg am Kolosseum beginnen, und das Hotel lag am anderen Ende der Stadt. Ganz schlau sein: Mit der U-Bahn und einmal Umsteigen gleich vor die Tore des Kolosseums fahren. Dumm gelaufen: Die U-Bahn-Station war aus Sicherheitsgründen gesperrt und wurde von den Zügen überhaupt nicht angefahren. Unsere U-Bahn fuhr ohne Halt weiter zur nächsten Haltestelle.

Inzwischen war es dunkel geworden. Wie jetzt den Weg zurück zum Kolosseum finden? Ah, da drüben, die Nonnen - wenn die nicht wussten, wo es lang ging, dann wusste es keiner. Ich also hinterher. Und landete dabei letztendlich trotz meiner Verspätung mit der Nase wirklich "an vorderster Front". Glück muss der Mensch haben, und die richtige Führung. ;-)

(Meine Mutter mochte "Pinguine" ja nicht, aber manche sind halt doch ganz schwer in Ordnung.)

Vorher wurden allerdings alle, die auf das Gelände um das Kolosseum wollten, drei Mal durchsucht! Immer ging es ein Stück weiter auf das Gelände, und schon stand man vor der nächsten Gruppe bewaffneter Polizisten. Wie jemand vor mir in der Reihe ganz richtig bemerkte: So stellen sie sicher, dass irgendwem in diesem Sicherheitsaufgebot das auffällt, was andere vielleicht vorher übersehen haben.

Was soll man zum Kreuzweg berichten? Schwierig. Das Innere muss sich jeder selbst denken.

Äußerlich fällt mir als erstes ein, dass es körperlich doch sehr anstrengend ist. Stundenlanges Stehen in einer riesigen Menschenmasse.

Dann erinnere ich mich, wie sehr mich die Ruhe beeindruckt hat, in der diese riesige Menschenmenge rund um das Kolosseum vor und während des Kreuzweges ausgeharrt hat.

Oh ja, und dann zu "Kirche", die ja aus allem Geld macht: Kerzen und Bücher (mit der Niederschrift des Kreuzweges) wurden an alle gratis ausgegeben.

Ja, ja, und der "Eventcharakter", mit dem bei solchen Gelegenheiten gerne um sich geworfen wird. Klar wird es bei einigen so gewesen sein. Aber von denen hat niemand bis zum Ende durchgehalten. Das waren die, die alle anderen dadurch nervten, dass sie sich irgendwann während des Kreuzweges ihren Weg durch die Menge bahnten, weil sie nun doch Besseres zu tun hatten. Viele waren es nicht.

Die beiden Mädels vor mir haben durchgehalten. Das muss man anerkennen, denn ganz offensichtlich waren sie von der herrlichen Ahnungslosigkeit, mit der deutsche Schüler(-innen) heute im Relioginsunterricht (so vorhanden) belassen werden. Bei der vierten Station sagte die Eine zu ihrer Freundin
"Du, guck doch mal, wie viel da noch kommt!",
worauf diese nach einigem Blättern hinten im verteilten Buch auf die Seite mit dem lateinischen XIV wies und beide sich sehr entgeistert anschauten.


Aber das machte nichts. Die Nacht hatte etwas besonderes, und Angst kam angesichts all der Menschen (auch in der U-Bahn) nicht auf. Im Hotel dann noch eine Weile im Garten gesessen, um den Abend zu verarbeiten.

War ich todmüde? Ja.
Hätte ich den Abend / die Nacht missen wollen. Nein.

Samstag dann ein ausgiebiger Stadtbummel. In Rom kann man den in folgender, sich wiederholender Reihenfolge am schönsten gestalten:

Eine Kirche - ein Laden - ein Cappuccino.

Auf meinem allerersten Spaziergang durch Rom, am allerersten Tag meines allerersten Aufenthaltes vor zwei Jahren,  war ich ziel- und (Stadt-)planlos durch die Straßen gegangen und hatte dabei einen winzigen Taschenladen mit eigener Produktion entdeckt, die sooooo ein hübsches Taschenmodell anboten. Ich habe sie nicht gekauft, die Tasche, damals, weil ich mir dachte, ich käme ja sicherlich noch einmal dort vorbei (damals war ich ja eine ganze Woche in Rom). Ich habe den Laden seitdem nie wiedergefunden. Und nun bog ich vom Pantheon kommend in dieses winzige Gässchen ab - und da war er. Und sie war auch noch da, meine Tasche. Die jetzt wirklich meine Tasche ist. Sage mir keiner was vom Fasten - schließlich habe ich die Tasche ja nicht gegessen.

Ach so, wer etwas zum Wetter in Rom wissen möchte: Ich habe einen leichten Sonnenbrand im Nacken. Das sollte genügen.

In der Osternacht die Zeitumstellung, und dann gleich wieder in den Ostermorgen. Mein Mitgefühl allen Priestern.

Den Segen "Urbi et orbi" habe ich auf besondere Weise miterleben (und empfangen) dürfen, nämlich auf der Terrasse des Hotels, das meinem angeschlossen ist. Von dort aus kann man tatsächlich auf Sankt Peter hinunterblicken.

Ja, der Ausblick war phänomenal. Die Fotos, die ich von dort gemacht habe, sind es auch. Und das anschließende Mittagessen, auf der Terrasse serviert, war es ebenfalls.

Klingt es verrückt, wenn ich sage, dass ich mir trotzdem lieber die Beine unten auf dem Petersplatz in den Bauch gestanden hätte? Ja, wahrscheinlich. Aber das Erlebnis wäre ehrlicher gewesen, weil man es unter echten Menschen erfahren hätte.

Auf der Terasse hatten sich die Gäste des Hotels eingefunden, vorwiegend aus Deutschland und den USA stammend, und abscheulichere Snobs waren mir noch selten in dieser Anzahl auf so kleinem Raum begegnet - und damit meine ich durchaus vor allem die Deutschen. Schnell hatten sich kleine Gruppen gebildet, die damit begannen, sich ihre Reiseziele der letzten 20 Jahre an den Kopf zu werfen, aber Italien, ach, das sei natürlich immer noch DAS Reiseziel, wenn nur die Italiener nicht wären, ja, der Dreck überall, und ein bisschen deutsche Organisation wäre doch gelegentlich ganz schön, hö, hö, hö, und klauen eh alle, mir haben sie schon 3x die Brieftasche, was, öfter nicht, da haben Sie aber Glück gehabt, die Kinder, die Kinder klauen am schlimmsten, ist aber all das Pack aus dem Osten, das sich hier breitmacht, können die Italos ja nichts dafür.

Man schwärmte vom Reisen, von Konzerten, von Kultur und Mode, alles natürlich immer mit Preisschild versehen. Man war so mit sich beschäftigt, dass die Messe (die ja laut über den Petersplatz zu hören war) niemanden interessierte, und der anschließende Segen, naja, das war eben so was, das man mal zur Kenntnis nahm. Hauptsache, man hatte ein Foto von sich, mit Papst und Petersdom im Hintergrund.

Papst und Petersdom im Hintergrund, verschwindend klein hinter der eigenen Größe - was für ein passendes, aussagekräftiges Bild das ist, wird mir erst klar, während ich dies aufschreibe.

Schluss damit - das waren Begegnungen und Gespräche, auf die man verzichten kann. Eigentlich so sehr aus dem Lehrbuch des "versnobten, blasierten, welt-abgehobenen Altreichen", dass man es fast für Satire hätte halten können.

Wie gesagt, der Ausblick war genial. Die Fotos sind es auch. Und das Essen war fantastisch. Einerseits also ein einmaliges Erlebnis. Und trotzdem hätte ich rückblickend (auch Sonntag vor Ort schon) lieber unten in der Menge gestanden.

Nun, der Mensch lebt und lernt. Gelegentlich sogar ich.

Auf meinem Osterspaziergang durch Rom fielen mir immer wieder die vielen geöffneten Geschäfte auf. Sicher, von den Andenkenläden war das zu erwarten gewesen - auch in Kevelaer ist der Sonntag der beste Tag in der Woche, was die Einnahmen angeht. Aber ich meine normale Läden - Kleidergeschäfte, Schuhläden, Lebensmittel, usw. Über den Daumen gepeilt würde ich sagen, dass 50-60% aller Geschäfte der römischen Innenstadt geöffnet hatten. Das hatte ich nicht erwartet.

Und da glauben wir, hier in Deutschland den Untergang des christlichen Abendlandes zu erleben. Ein Römer würde sich an einem Ostersonntag in Deutschland jedenfalls sehr wundern: Er könnte weder Schuhe noch Kleider noch Bücher kaufen, und Lebensmittel nur an Bahnhöfen und Flughäfen.

Ja, ja, ja, ich weiß: Wenn ich jetzt sage, wie sehr mir die Angestellten dieser Geschäfte leid tun, die nicht einmal am Ostersonntag einen Feier-Tag haben dürfen, werden mir einige wieder ein "Naja, dann ergeht es ihnen nicht besser als Ärzten, Krankenpflegern, Feuerwehrleuten blah blah blah" an den Kopf werfen. Langsam, Leute: Feuer müssen auch an Feiertagen gelöscht werden, das ist richtig, und ein Krankenhaus oder Pflegeheim will auch am Ostersonntag betrieben sein - aber bisher habe ich nicht gehört, dass der Umstand, 24h am Stück keine Schuhe kaufen zu können, schon Leute umgebracht hätte.

Oh, einen klugen Tipp habe ich erhalten: Wer unsicher ist, wie sich das Wetter entwickelt, der beobachte die Straßenverkäufer. Sobald sie von Selfiestäben auf Regenschirme umsteigen, ist innerhalb einer halben Stunde fest mit Regen zu rechnen.

Unsicher oder ängstlich habe ich mich in diesen römischen Tagen kein einziges Mal gefühlt. Polizei mit Maschinengewehren an strategischen Plätzen gab es in den letzten beiden Jahren immer schon, und sie wirkten effizient-gelassen wie immer. Nervös konnte eine da eher die angespannte Wachsamkeit zurück am Kölner Flughafen machen. Da fragte man sich dann "Sind die immer so, oder ist etwas "im Busch"?

Ja, und schon war man wieder zu Hause, und dankbar für Schal und Winterjacke.

Schön war's.

Dienstag, 22. März 2016

SCHNAUZE VOLL!

Ich habe euch so satt, ihr rufmeuchelnde, heuchelnde, vor Selbstgerechtigkeit triefende und besserwissende Gesinnungsschnüffler!

Was bildet ihr euch ein, ihr teddybärenkuschelnde Daumenlutscher, die ihr euch im Internet als der Große Zampano aufführt, der allein das Entscheidungsrecht über richtig und falsch hat und der anderen den Mund verbieten will?

An einem Tag wie heute habe ich die Schnauze so voll von euch, dass es mich vor Wut schüttelt!

In Belgien verüben Terroristen tödliche Anschläge.

Da möchte jeder seine Bestürzung kundtun, diese Verbrechen verurteilen, sein Mitleid mit den Opfern und Angehörigen äußern. Das ist selbstverständlich, oder?

Oder?

Ist es nicht. Denn es ist eine Frage des "Darf der/die das?". Und meist lautet die Antwort der Selbstgerechtigkeitsmafia "Nein, der/die darf das nicht!".

Der Papst darf das nicht, und "Kirche" auch nicht.
Die mit ihren Missbrauchsskandalen, den Kreuzzügen, der Hexenverfolgung: Wenn sie schon nicht Mitschuld am heutigen Terror haben, dann haben sie doch genug vor der eigenen Türe zu kehren.
Also: Maul halten!

Ein israelischer Politiker darf das nicht.
Da wird jeder gleich zum Nahost-Experten und wirft sich mit einem donnernden "Palästinensergebiete!" in die Brust. Sollen die erst mal ihr eigenes Unrecht aufarbeiten, und Mitschuld am Terror haben sie allemale sowieso.
Also: Maul halten!

Merkel darf das nicht.
"Mitschuld!", "verfehlte Flüchtlingspolitik!" und "Danke, Mutti!" brüllt es da.
Also: Maul halten!

Eigentlich darf das überhaupt kein europäischer Politiker.
Haben ja alle eigenen Dreck am Stecken. Und außerdem... die verfehlte Flüchtlingspolitik... Waffenlieferungen... Mitschuld!
Also: Maul halten!

Aber es trifft ja nicht nur Politiker, Päpste und [die] Kirche. Wir alle sind betroffen. Ich wurde eben teilblockiert, weil ich den Widerspruch gewagt habe, dass eine ausländische Regierung (die, das gebe ich problemlos zu, alles andere als zu meinen Favoriten zählt) sich zu den heutigen Anschlägen nicht äußern dürfe, weil sie durch ihre Politik nicht besser sei als die Terroristen.

So was darf man heute nicht mehr. Ein Recht auf Meinungn hat nur der Gerechte. Alle anderen schweigen. Und wer gerecht ist, das bestimmt... Ja, wer eigentlich?

Es war einmal.... so fangen Märchen an. Aber so beginnt auch meine Erinnerung an eine Zeit, die noch gar nicht so lange zurückliegt. Damals äußerte jemand eine Meinung. Und ein anderer Jemand widersprach dieser Meinung. Dann haben die beiden Jemande über das Thema diskutiert. Manchmal wurden sie sich einig. Manchmal stellten sie einfach fest, dass sie hier einfach anders dachten. Und dann gingen sie ihrer Wege. Oft immer noch als Freunde.

Aber Andersdenken - das geht heute nicht mehr. Und wenn doch, dann nur im stillen Kämmerlein, ganz allein vor sich hingedacht, bloß nicht laut ausgesprochen oder gar niedergeschrieben. Selbst ein "Like" an der falschen Stelle ist gefährlich und wird gnadenlos notiert, per Screenshot festgehalten, bloßgestellt und zum nächsten Almauftrieb genutzt.

Man stelle sich vor, jemand würde heute im Netz öffentlich posten, dass er einem beliebigen AfD'ler den Kopf abschlagen wolle. Da müsste man doch gefahrlos antworten können, dass unsere Gesetze dem doch eher ein bisschen im Weg stehen, und dass man das auch sonst eigentlich nicht so ganz wirklich gut findet. Oder? Doch, das kann man antworten. ABER: Nur wenn man die richtige Einleitung wählt. Die muss heute immer und überall und grundsätzlich lauten: "Also, ich habe ja nun mit der AfD ü-ber-haupt nichts an der Mütze und dass mir keiner denkt, dass ich die unterstütze, aber....." - erst dann kannst du weiterschreiben. Und hoffen, dass man dir glaubt. Wenn nicht, hast du Pech gehabt. Dann stehst du auf der linken Liste rechts. Und dann hast du ausgeschissen. Für immer.

Ach so, ja, ich sollte vielleicht auch...:
Also, nicht, dass mir einer denkt, ich hätte ir-gend-was mit der AfD zu tun oder dass ich die auch nur im geringsten unterstützen würde!

Es war einmal.... eine Zeit, in der Menschen in diesem und auch in anderen Staaten gegen staatliche Zensur auf die Straße gingen.

Heute zensiert sich jeder selbst.

Aus Angst, irgendwo in der falschen Ecke, auf der falschen Liste, bei der falschen Gesinnung eingeordnet zu werden.

Nur die Gedanken sind frei.

Wie lange noch?


Freitag, 18. März 2016

Josef

Kein Held, kein Krieger, kein König.

Kein reicher Mann, kein großer Redner, kein Anführer.

Ein Handwerker, der für seine kleine Familie sorgt.

Ein Schweigsamer, der auf Gott hört.

Ein Ehemann, der zu seiner Frau steht.

Ein Vater, der seinen Sohn beschützt.

Kein Held?

Und ob!

Morgen feiern wir den heiligen Josef.

Er hat es verdient.

Montag, 7. März 2016

Felicitas

In meiner lockeren Reihe zu einem jeweiligen Tagesheiligen bin ich heute sehr nachdenklich geworden. In meinem Kalender nachschauend, fand ich die beiden Heiligen Perpetua und Felicitas. Ja, gehört hatte ich die Namen schon einmal, aber ich gebe zu: Viel wusste ich nicht von ihnen.

Jetzt weiß ich, dass sie schon im Jahr 202 (oder 203) starben, und zwar in Karthago, das heute in Tunesien läge.

Sie waren Christinnen, bzw., sie wollten es werden, denn sie bereiteten sich auf die Taufe vor. Und sie waren - so seltsam es sich für heutige Ohren anhören mag -  eine Sklavin und ihre Herrin.

Christen lebten damals gefährlich. Sie wurden verfolgt und waren der Willkür der Machthaber ausgesetzt. So kam es, dass man die beiden Frauen gefangen nahm und folterte. Und weil ein Papa noch eine Geburtstagsüberraschung für seinen Sohnemann brauchte, und weil dieser Papa zufälligerweise Kaiser Septimus Severus war, arrangierte er eine Zirkusvorstellung und warf die beiden Frauen den wilden Tieren vor. Als das nicht ganz zum gewünschten Ergebnis führte, erdolchte man die Frauen.

Ja, das sind erst einmal die Fakten. Und ehe es Kopfschütteln gibt à la "Ja, ja, die Heiligenlegendchen aus ferner Zeit": Perpetua gehörte der Oberschicht an; sie war gebildet und hatte u.a. auch Schreiben und Lesen gelernt. Sie hat eigene Aufzeichnungen über ihre Gefangenschaft hinterlassen. Und es gibt - ebenfalls schriftlich festgehaltene - Berichte von Augenzeugen.

Man ist versucht, diese Heiligengeschichte mit dem Gedanken "Ja, das waren schlimme Zeiten, damals" ad acta zu legen. Und man ist ebenfalls versucht, ein wenig ehrführchtig zu denken "Was war das damals nur unter diesen Menschen eine Glaubensstärke!".

Was für ein Fehler!

Gibt es keine Sklaven mehr? Nicht in Deutschland, und nicht in Westeuropa, nein. Aber wie sieht es in Afrika aus? Und in Asien? Und im sogenannten "Orient"?

Werden Christen um ihres Glaubens Willen nicht mehr ins Gefängnis geworfen, nicht mehr gefoltert, nicht mehr teils bestialisch ermordet? Nicht in Deutschland, und nicht in Westeuropa, nein. Aber Tatsache ist, dass heute keine Religion einer größeren Verfolgung ausgesetzt ist, als das Christentum.

Und wie sieht es mit den Glaubenszeugnissen aus, im Gefängnis, unter Folter, bis zum Tode? Nicht in Deutschland, und nicht in Westeuropa, nein. Hier fühlen wir das Ende des Abendlandes nahen, wir beklagen die Kirchenflucht der Pseudo-Gläubigen, streiten über die richtige und die falsche Liturgie und betrauern das Verdunsten des Glaubenswissens. Kurz: Wir glauben, das Ende des Christentums überhaupt zu erleben. Dabei ist es nur unser "altes Europa", das den Weg verloren hat, das schwächelt, sich im Kreise dreht und sich in Grabenkämpfen aufreibt. Die christliche Religion wächst wie nie. Weltweit. Nur nicht in Europa. Wir sind so aufgeklärt, dass wir glauben, es lebe sich leichter, wenn wir Kreuze abnehmen statt sie zu tragen.
klavin Felicitas und ihre Herrin Vivia Perpetua waren verhaftet worden, weil sie sich als Katechumenen auf die Taufe vorbereiteten. Noch im Gefängnis empfingen sie die Taufe. Sie wurden gefoltert, dann zusammen mit weiteren Christen bei einer Vorführung, die Kaiser Septimus Severus zum Geburtstag seines Sohnes abhalten ließ, im Zirkus wilden Tieren vorgeworfen und, weil sie überlebt hatten, anschließend erdolcht. Zwei Tage vor ihrer Hinrichtung brachte Felicitas ein Kind zur Welt, sie war im achten Monat schwanger; das Kind wurde von einer christlichen Familie aufgenommen und aufgezogen.
Die Leidensgeschichte von Perpetua und Felicitas besteht aus dem von Perpetua selbst verfassten Bericht, der Vision des Satyrus und Zusätzen eines Redaktors - der nicht, wie früher angenommen, Tertullian war. Diese Märtyrerinnen gehören zu den ältesten Blutzeugen des Christentums, deren Schicksal zuverlässig überliefert ist. Bald schon wurde über ihrem Grab in Kart
Sklavin Felicitas und ihre Herrin Vivia Perpetua waren verhaftet worden, weil sie sich als Katechumenen auf die Taufe vorbereiteten. Noch im Gefängnis empfingen sie die Taufe. Sie wurden gefoltert, dann zusammen mit weiteren Christen bei einer Vorführung, die Kaiser Septimus Severus zum Geburtstag seines Sohnes abhalten ließ, im Zirkus wilden Tieren vorgeworfen und, weil sie überlebt hatten, anschließend erdolcht. Zwei Tage vor ihrer Hinrichtung brachte Felicitas ein Kind zur Welt, sie war im achten Monat schwanger; das Kind wurde von einer christlichen Familie aufgenommen und aufgezogen.
Die Leidensgeschichte von Perpetua und Felicitas besteht aus dem von Perpetua selbst verfassten Bericht, der Vision des Satyrus und Zusätzen eines Redaktors - der nicht, wie früher angenommen, Tertullian war. Diese Märtyrerinnen gehören zu den ältesten Blutzeugen des Christentums, deren Schicksal zuverlässig überliefert ist. Bald schon wurde über ihrem Grab in Karthago eine Kirche erbaut.

Mittwoch, 2. März 2016

(K)Ein Seliger zur Unzeit

Als ich heute im Kalender seinen Namen las, musste ich grinsen: Na, da hatte jemand bestimmt keine leichte Kinder- und Jugendzeit gehabt. Dann entdeckte ich sein Sterbejahr, und das Grinsen verging mir: 1945.

Ich wollte mehr wissen und begann eine Suche:

Pater Engelmar (Hubert) Unzeitig.
Geboren 1911 bei Zwittau.
1939 zum Priester geweiht.
Gestorben im Konzentrationslager Dachau 1945.

In Dachau hat er die letzten 4 Jahre (!) seines Lebens verbracht, denn schon 1941 wurde er von der Gestapo verhaftet.

War er ein Rebell? Ein Haudrauf? Einer, der von der Kanzel und auch sonstwo laut gegen den Naziwahnsinn wetterte?

Beschrieben wird er eher als eine stille, schüchterne Natur. Der typische Mitläufer und Leisetreter - das ist der Eindruck, den man meiner Ansicht vielleicht von ihm gewinnen konnte. Aber wie war das mit den "stillen Wassern"?

Er predigte, hielt Religionsunterricht ab - und konnte bei alldem nicht verschweigen, dass für ihn Gott der oberste Herr war, und nicht irgendein menschlicher Führer, und dass der Gehorsam vor Gott wichtiger war als der Gehorsam einem unmenschlichen System gegenüber. Und er erkannte nicht nur das Unrecht, das den Juden zugefügt wurde, sondern er setzte sich auch für sie ein.

Er wurde angezeigt, verhaftet, und nach 6 Wochen trat er die Reise nach Dachau an. Solche wie er waren in Nazi-Deutschland unerwünscht, denn sie machten zu viel Ärger.

4 Jahre Konzentrationslager Dachau. Das kann man wohl übersetzen mit "4 Jahre Hölle".

Übrigens: In Dachau "lebten" bei Pater Unzeitigs Ankunft bereits Hunderte Priester. Dies sei mal am Rande erwähnt und jenen unters Kopfkissen gelegt, die stets mit dem anklagenden Finger auf die Kirche und ihre Rolle im 3. Reich zeigen.

In Dachau arbeitete Pater Unzeitig als Seelsorger und verfasste bewegende Briefe, die ihren Weg aus dem KZ fanden.

Pater Unzeitig starb an Typhus. Das wäre nicht "nötig" gewesen. Aber er meldete sich freiwillig zum Pflegedienst in einer Baracke, in der die Kranken untergebracht waren, die zu pflegen sich alle anderen geweigert hatten.

Pater Unzeitig wird in diesem Jahr, am 24. September, im Würzburger Dom seliggesprochen werden.

http://www.kirche-in-not.de/aktuelle-meldungen/2008/10-19-gedenktag-p-engelmar-unzeitig-am-2-maerz